Halberstadt - Kurz zur Geschichte
Halberstadt liegt rund 20 Kilometer nördlich des Harzes. Die Stadt ist mit rund 43.000 Einwohnern die Größte des Landkreises Harz.
Durch Karl den Großen wurde der Missionsstützpunkt 804 zum Bischofssitz. Dem Bischof Hildeward von Halberstadt (968–996)
wurde 989 von König Otto III. das Markt-, Münz- und Zollrecht verliehen. Heinrich der Löwe zerstörte 1179 Stadt, Dom und Domburg. 1192 kamen die Templer nach Halberstadt. 1236 wurde mit dem Neubau des Domes begonnen, der 1491 geweiht wurde. Einige Jahre vor 1297 kam der Bettelorden der Serviten nach Halberstadt und gründete hier ein Kloster in der Neuen Stadt vor dem Wassertor.
1326 schloss sich die Stadt mit Aschersleben und Quedlinburg bis 1477 zum Dreistädtebund zusammen und 1387 auch der Hanse an. 1433 erfolgte die Aufstellung des Rolands. 1629 fand eine zweite Besetzung Halberstadts durch Truppen Wallensteins statt.
Das Fürstbistum Halberstadt wurde 1648 als Herzogtum Teil Brandenburg-Preussens. In den Jahren 1681/82 wütete die Pest in der Stadt. Ab etwa 1750 machte der Domsekretär J.W.L. Gleim sein Haus zu einem Kommunikationszentrum der deutschen Aufklärung (größte Originalbibliothek und Briefesammlung zur deutschen Aufklärung im Gleimhaus, jetzt Deutschlands zweitältestes Literaturmuseum). 1761 wurden die Spiegelsberge durch Ernst Ludwig Christoph von Spiegel erworben und in einen Landschaftspark umgestaltet. 1778 gründete F.E. von Rochow in Halberstadt das erste Landschullehrerseminar Deutschlands. Halberstadt wurde 1807 Teil des durch Napoleon geschaffenen Königreichs Westphalen und Sitz einer Präfektur sowie Hauptstadt des Saaledepartements.
Im fünften Koalitionskrieg eroberte am 29. Juli 1809 die Schwarze Schar des Herzogs von Braunschweig die Stadt und zog mit 2000 Gefangenen weiter. Nach dem Wiener Kongress kam Halberstadt an Preussen zurück und wurde Teil der neuen Provinz Sachsen.
Im Rahmen der Kreisbildung im Regierungsbezirk Magdeburg wurde 1816 der Stadtkreis Halberstadt eingerichtet, der neben der eigentlichen Stadt auch die umliegenden Dörfer umfasste. Dieser wurde 1825 um Teile der Kreise Oscherslebenund Osterwieck erweitert und in einen normalen Landkreis mit Halberstadt als Kreisstadt umgewandelt. Mit der Eröffnung der Bahnstrecke nach Magdeburg 1843 erhielt Halberstadt Anschluss an das sich ständig erweiternde Eisenbahnnetz. Friedrich Heine gründete 1883 die Wurstfabrik und 1890 entstand die Badeanstalt. 1892 fand in Halberstadt der erste deutsche Gewerkschaftskongress statt. 1891 schied Halberstadt aus dem Landkreis aus und bildete wieder einen eigenen Stadtkreis.
1903 erhielt Halberstadt eine elektrische Strassenbahn. Das Stadttheater und das Städtische Museum wurden 1905 gegründet. Schon seit 1812 hatte es im ehemaligen Nicolaikloster eine der ersten bürgerlichen Sprechbühnen Deutschlands gegeben. Ab 1912 bauten die Deutschen Bristol-Werke in Halberstadt Flugzeuge. Im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht wurde 1935 auf einem Teil des ehemaligen Werksgeländes in der Halberstädter Klusstraße 30–38 ein Zweigwerk der Dessauer Junkers-Flugzeugwerke in Betrieb genommen.
Die 1712 vom Hofjuden Berend Lehmann gestiftete Synagoge in der Bakenstraße hatte zur Zeit ihrer Entstehung zu den schönsten Europas gezählt. AM 9. November 1938 wurde sie durch die Nationalsozialisten geplündert und alle Torarollen auf der Straße verbrannt. Da sie eng in die bestehende Fachwerkbebauung eingebunden war, vermied man die Brandschatzung und zwang die Jüdische Gemeinde dazu, ihre Synagoge eigenhändig abzureißen. Am 23. November 1942 wurden die letzten noch verbliebenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde deportiert. Während des Zweiten Weltkrieges richtete die SS im Stadtgebiet mehrere KZ-Aussenlager ein, darunter 1944 im Junkers-Werk an der Harslebener Straße für 400 bis 900 Häftlinge. Ein weiteres Außenlager des KZ Langenstein Zwieberge bestand unterhalb der Wehrstedter Brücke im Reichsbahnausbesserungswerk (RAW), wo bis zu 200 Häftlinge eingesetzt wurden.
Am 8. April 1945 wurde in einem verheerenden Flächenbombardement 82 Prozent der Innenstadt zerstört. Von 1949 bis 1989 wurde die zu großen Teilen zerstörte Innenstadt teilweise neu und in „sozialistischem Bauverständnis“ wiederaufgebaut; der noch erhaltene Bestand an Fachwerkhäusern in der Altstadt wurde geplant dem Verfall preisgegeben und großflächig abgerissen.
Auch die Ruine der romanisch-gotischen Paulskirche wurde beseitigt. 1989 existierten nur noch kleine Teile der Altstadt.
Nach 1990 erfolgte die Restaurierung der verbliebenen Teile der Altstadt sowie ab 1995 der Aufbau eines modernen Stadtzentrums auf den Grundmauern und der Maßstäblichkeit des historischen Stadtkerns. Das neue Stadtzentrum im Bereich der Marktplätze wurde 1998 mit dem Bau des neuen Rathauses fertiggestellt.
Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel „Ort der Vielfalt“.