Lust und Frust
Sehnsucht nach Berührung,
nach einer weichen Hand auf meinem Körper.
Sehnsucht nach Verführung,
nach heissem Atem in meinem Haar.
Sehnsucht nach Lust,
statt dessen nur Trauer und Frust.
Sehnsucht nach Zärtlichkeit,
die Geist und Seele befreit.
Sehnsucht nach Dir,
Du liegst neben mir.
Berühr´ mich, verführ´ mich,
diese Sehnsucht macht krank.
Immer nur warten, schon so lang.
© Silvia Menzel 11/2022
- Ich kann das nicht - Eine Kindheitserinnerung
Manchmal komme ich mir vor wie ein Zirkuselefant.
Er hat die Kraft Bäume auszureissen, tut es aber nicht.
Er bleibt brav angekettet an seinem Pflock.
Als Kind hat er erfahren, dass er gegen diesen Pflock nichts ausrichten kann. Immerwieder hat er versucht sich loszureissen,
doch es gelang ihm nicht. Irgendwann hat er dann aufgegeben.
Wer als Kind gelernt hat,
dass seine Meinung nicht zählt und dass man sich anbrüllt statt konstruktiv zu streiten, hinterfragt womöglich nie etwas, ist von vornherein klein und scheut Konflikte.
Er ist blockiert und versucht nicht etwas zu ändern.
Was ich nie erfahren habe war,
dass mir jemand sein Vertrauen aussprach und mich ermutigte,
mich auszuprobieren und neue Schritte zu wagen.
Vielleicht hätte ich so vernünftig wachsen können, ohne an den Pflock gekettet sein zu müssen.
© Silvia Strube 11/2020
Die Große Leere
Keine Lust, keine Idee, keine Energie.
Ausgewrungen, ausgelutscht, ausgelaugt.
Alles ist banal und schal.
Alles gesagt und schon mal gehabt.
GuteLauneStimmen im Radio - ich schalte es aus.
Mal wieder etwas anderes probieren ?
Vielleicht die etwas andere Methode ?
Den etwas anderen Geschmack ?
Das etwas andere Gefühl ?
Ich kann´s nicht mehr hören !
"Wenn ich mit dem Nichts verkehre, weiss ich wieder, was ich soll." - schrieb einst Bert Brecht.
Bei mir so nicht, denn ich laufe herum wie Falschgeld,
fange Dinge an und lasse sie wieder liegen.
Nichts füllt die Leere aus, ausser der Seelenschmerz.
Diese Leere ist überdrüssig und verdrossen zugleich.
Sie fühlt sich dumpf an und in ihr fühlt man sich nicht leicht
sondern schwerer und schwerer.
© Silvia Strube 11/2020
Schmerzfrei sein
Kennst du das, dieses Gefühl, du bist nicht mehr du selbst sondern nur noch Schmerz ?
Ablenkung funktioniert nicht, man ist ganz Schmerz.
Dein Hirn ist nur noch damit beschäftigt,
in dir dieses Bohren, Beissen, Wummern und Pulsieren zu produzieren.
Du bist kein Mensch mehr, wenn dieser viehische Schmerz dich im Griff hat.
Und das ist nicht nur so, wenn dein Körper leidet sondern auch,
wenn dir das Herz vor Kummer bricht.
Seelischer Schmerz und kein Mittel dagegen.
Und du bildest dir das nicht nur - NEIN - der Schmerz ist real, du fühlst ihn.
"Schmerzfrei" zu sein ist etwas was man nur dann zu schätzen weiss wenn man weiss,
wie es sich anfühlt, wenn sich das Gewitter im Körper langsam verzieht.
Es ist wie eine Erlösung.
© Silvia Strube 11/2020
Das Leben umarmen
Niemand kommt durchs Leben, ohne im Rückblick die eine oder andere Entscheidung bereut zu haben.
Oder gar wünscht, er könnte sie rückgängig machen.
Daneben gibt es ganz sicher vieles, worauf der Mensch im Rückblick stolz sein kann und wofür er dankbar ist.
Meist aber sind diese positiven Gefühle emotional kaum so bestimmend, wie die Trauer, Wut und Reue über falsche Entscheidungen.
Aber kann man das, was in seinem Leben schief gegangen ist einfach so liebevoll annehmen ?
Oder das, was durch eigene Schuld zerstört wurde, belastet oder beschämt einfach umarmen ?
Das geht nur über andere.
Nur wenn man ausspräche, was einen beschämt oder verletzt hat.
Doch kostet dies Kraft und Angst und Scham melden sich zu Wort.
So wie die Frau, die als KInd und Jugendliche tiefe Demütigung erfahren hat.
Ihr Selbstwertgefühl war zerstört und sie konnte nicht glauben, dass sie jemand mag.
Sie hatte Angst, den wenigen Menschen die ihr positiv begegnet sind von dem zu erzählen, was sie zutiefst verletzt hat.
Diese Angst hat sie blockiert weil sie meinte, die liebgewonnenen Menschen würden sie ablehnen,
so wie sie sich selbst wegen ihrer körperlichen uns seelischen Verletzungen ablehnt.
Doch würde nicht eher Betroffenheit herrschen, wenn sie jemandem von ihrer Angst erzählen würde ?
Würde ihr Schicksal nicht eher Mitgefühl als Verachtung auslösen ?
Aber die Angst, fallen gelassen zu werden, steckte tief in ihr und es wird ein langer, langer Prozess bis sie glauben kann,
dass sie durch ihr Schicksal nicht Anerkennung verloren sondern gewonnen hat.
Passend dazu ein afrikanisches Sprichwort:
" Das Wort, das dir hilft, kannst du nicht selber sagen. Das musst du dir sagen lassen."
Vielleicht hilft es auch dabei, das eigene Leben anzunehmen, so wie es ist.
© Silvia Strube 09/2020
Ein neuer Tag beginnt
Wie gut ist das , wenn Narben nicht versteckt werden müssen;
die auf der Haut und die auf dem Herzen.
Und wie gut ist es, wenn das, was mich gezeichnet hat
dann gleichermaßen auszeichnet ?
Wie gut ist ein Zusammenbruch, der der Beginn von etwas Neuem sein kann ?
Wenn das Alte dabei aber nicht weg muß sondern zur Erfahrung wird.
Erfahrung, die Gold wert ist - Gold das man teilt.
© Silvia Strube 03/2020
Wenn ich an den Tod denke .....
Das Schlimmste dabei ist das Gefühl, etwas versäumt zu haben.
Auch wenn ich mit allen Mitteln versucht habe, mein Leben zu füllen mit Familie, Beziehungen, Freundschaften, den Bau eines Hauses, meine Wünsche waren stets größer als die Befriedigung durch das was ich erreicht habe.
Wenn ich heute dem Tod ins Gesicht sehen müßte, könnte ich ihm sagen, dass ich im Leben wenig versäumte ?
Ich wende meinen Blick zurück, ein paar Jahrzehnte.
Wie lange noch genau weiß ich nicht, aber Tatsache ist - die Zeit ist begrenzt - und das setzt mich,
je älter ich werde immer mehr unter Druck.
Ich sehe mein Leben als letzte Gelegenheit, herauszuholen was geht, wünsche mir Anerkennung.
Das ist zu guter letzt noch spannend aber auch anstrengend.
Die Chancen zum Glück sind begrenzt.
Doch ich stelle mir auch Fragen.
War ich rücksichtslos ? Wurden meine Mitmenschen dadurch schließlich zum Konkurrenten als es darum ging,
meinen unendlichen Durst nach Glück auf ihre Kosten zu befriedigen ?
Würde sich an meiner Lebenseinstellung etwas ändern wenn ich wüßte,
dass meine Sehnsucht nach Glück einmal erfüllt würde ?
© Silvia Strube 11/2019
Blut ist dicker als Wasser. Das hört man oft und es soll heißen: Wie gut, wenn man sich auf die Familie verlassen kann. Wenn es wirklich darauf ankommt, wenn Freunde oder Bekannte keine Zeit haben oder keine Lust oder einfach genug mit sich selbst zu tun – dann kann man sich auf die Familie verlassen.
Aber: Es kann auch ganz anders sein mit der Familie. Dafür gibt es viele Beispiele. Mancher verhält sich anders, als es die Familie von ihm erwartet. Deshalb ist er dann der Familie peinlich und die „Leute“ der ganzen Gegend spotten über ihn. Ist es dann der Familie zu viel: „Du bringst Schande über uns“, .
„Komm zurück! Was tust Du denn da? Denk doch auch an uns! Wir können uns ja gar nicht mehr sehen lassen unter den Leuten.“ . Bist Du verrückt geworden!“
So kann es gehen mit Familien, aber auch mit dem Partner oder Freunden. Sie bremsen einen, bremsen einen aus. Können nicht verstehen, dass einer oder eine aus ihrem Kreis anders ist, heraus muss.
Anders als Mutter und Vater, als die Leute im Dorf. Einer denkt anders. Glaubt anders. Liebt anders.
Hat andere Vorstellungen vom Leben. Und der Familie ist das fremd und peinlich. Wie kann er uns das antun? Was sollen denn die Leute denken?
Für manche jedoch, ist das offensichtlich nicht wichtig. Sie suchen ihren eigenen Weg. Sie fragen nicht, was die Familie davon hält, was die Leute denken.
Nicht ob einer sich anpasst und tut, was man von ihm erwartet, ist wichtig. Nicht ob einer Erklärungen abgibt und sich gebunden fühlt: An die Familie, an sein Dorf, an seinen Verein, an sein Volk, an seine Konfession oder an seine Rasse. Nicht, ob einer „Ja“ sagt, „ja, ich mach was Du sagst.
Du weißt besser als ich, was richtig ist“. Es geht auch nicht darum, ob ein Mensch Mann ist oder Frau, „was Besseres“ oder ein einfacher Mensch – das spielt keine Rolle.
Wichtig ist, dass einer ein Mensch ist, herzlich, verständnisvoll, mit sich und mit anderen.
Vielleicht ist das ja in anderen Beziehungen genauso. Wenn zwei sich lieben zum Beispiel, da tut ein Bekenntnis gut, ab und zu ein „Ich liebe dich!“. Oder das „Ja“ auf dem Standesamt.
Aber wichtiger ist das Tun. Einander gut tun. Was kann ich tun für den anderen, damit es ihm gut geht. Worüber würde er sich freuen. Dann spürt man die Liebe. Auch ohne Worte. Und vielleicht mehr als mit. Denn Worte machen ist leicht und im Überschwang sagt man viel. Aber tun – das ist etwas anderes. Gemeinsam das Leben anpacken, einander unterstützen, es einander leichter machen.
Darauf kommt es an.
© Silvia Strube 08/2019
Quelle DLF
DU & ICH
Wir reden miteinander, aber hören nicht, was der Andere sagt.
Wir schlafen im selben Bett, doch jeder hat andere Träume.
Wir fahren im selben Auto, aber jeder in eine andere Richtung.
Wir leben miteinander und doch jeder für sich.
Wir wollten diesmal alles anders machen.
....und doch sind wir ihnen so ähnlich !
© Silvia Strube 1999
Das Licht
Das Leben schlägt mir ins Gesicht,
stellt täglich mich vor peinliches Gericht.
Es stellt mir Fragen Tag für Tag, die ich nicht mehr beantworten mag.
Ich falle und steh wieder auf. Ist das des Lebens ewiger Lauf ?
Sehe ein Licht in weiter Ferne, das mich begleitet - ich hab es gerne.
Ohne das Licht, was würde ich machen ?
Könnte ich dann garnicht mehr lachen ?
Säße ich nur noch in trauriger Runde mit mir selbst Stunde um Stunde ?
Würd´ ich verzweifeln an mir selbst, gefangen bleiben in meiner Welt ?
Es darf nicht verglühen, mein Licht des Lebens.
Sonst lebte ich hier vollends vergebens.
Muß mir bewahren in der Ferne das Licht,
sonst ertrage ich dieses Leben hier nicht.
© Silvia Strube 2010
Depression
Regen, Regen, Regen.
Schwere Wolken verhähngen das Licht
und der Regen hämmert ans Fenster.
Ich sehe nach draußen,
unter jedem Baum hockt ein Schatten.
Trauer überflutet mich,
Kälte kriecht in mir hoch,
meine Augen tränen.
Nasser Tod schließt mich ein.
Nur die Schreie der Krähen
zerkratzen die Stille.
© Silvia Strube 251117