Große Dichter & Denker                        

 

 

Du wirst es nie zu Tücht’gem bringen
bei deines Grames Träumereien.
Die Tränen lassen nichts gelingen:
Wer schaffen will muß fröhlich sein.

 

Wohl Keime wecken mag der Regen,
der in die Scholle niederbricht,
doch golden Korn und Erntesegen
reift nur heran bei Sonnenlicht.

 

Theodor Fontane

 

 

 

 

 

Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
wer nie die kummervollen Nächte
auf seinem Bette weinend saß,
der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte!

 

Ihr führt ins Leben uns hinein,
Ihr laßt den Armen schuldig werden.
Dann überlaßt ihr ihn der Pein:
Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.

 

J. W.  Goethe

 

 

 


Neide nicht, o junges Mädchen,
Deiner Schwester Lieblichkeit!
Ahme nicht mit heißem Eifer
nach, was die Natur verbeut!

Eine Blume, noch im Werden,
sah die Lilie vor sich stehn.
Und, vergessend ihrer selber
(Denn auch sie war hold und schön),

Neidet, zürnt sie, brennet ängstig,
Lilie zu werden. Weh!
Was geschieht? Die arme Blume
Wird zu Feuerlilie.

 

Johann Gottfried von Herder


 

 
 

Winterlied

 

Mir träumt´,

ich ruhte wieder vor meines Vaters Haus

und schaute fröhlich nieder ins Tal hinaus.

 

Die Luft mit lindem Spielen ging durch das Frühlingslaub und Blütenflocken fielen mir über Brust und Haupt.

 

Als ich erwacht´,

da schimmert der Mond vom Waldsrand

im falben Scheine flimmernd um mich ein festes Land.

 

Und wie ich ringsher sehe, die Flocken waren Eis,

die Gegend war vom Schnee, mein Haar vom Alter weiß.

 

Joseph von Eichendorff

 

 

 

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© Silvia Menzel